Hilfe in der (Platz)Not:
GWB-Teams trainieren im Winter beim SC Fliesteden: ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und Sportsgeist über Stadtgrenzen hinweg
Wenn im Winter die Temperaturen fallen, trifft das nicht nur die grün-weißen Fußballerherzen, sondern auch unsere Trainingsplanung hart. Denn sobald die Stadt Pulheim den Naturrasen im Abtei-Sportpark aus Witterungsgründen schließen muss, bleibt uns nur noch ein einziger Kunstrasenplatz – für mehr als 40 Mannschaften. Das bedeutet: Über 800 Mitglieder, von den Bambini bis zur A-Jugend und den Senioren-Teams, müssen sich in den Wintermonaten eine einzige Trainingsfläche teilen. Was das in der Praxis heißt, wissen unsere Trainer und Spieler nur zu gut: volle Plätze, Training auf engstem Raum – manchmal 20 Kinder auf einem Achtel des Spielfelds. Nun bekommen wir Hilfe in der Not von ungeahnter Seite: Denn der Trainingsball rollt weiter, neben dem Platz in Brauweiler auch auf dem in Fliesteden. Eine großartige Nachbarschaftshilfe, die zeigt, wie stark der Fußball verbindet.
Kontakt kommt auf Vermittlung der Sportämter zustande
Und so kam es dazu: Nach einem Hilferuf an das Pulheimer Sportamt wurde von dort kurzerhand Kontakt zum SC Fliesteden hergestellt – einem Verein aus der Stadt Bergheim. Die Verantwortlichen beider Vereine verstanden sich sofort, und so wurde schnell eine pragmatische Lösung gefunden: Ab November trainieren unsere U12, U17, U19, U14 sowie die U17-Mädchen regelmäßig in Fliesteden – zumindest so lange, bis der Naturrasen in Brauweiler im Frühjahr wieder freigegeben wird. „In den Farben getrennt, aber in der Sache vereint“, beschreibt Sebastian Locker, unser Jugendgeschäftsführer die Zusammenarbeit. „Das, was innerhalb der Stadt Pulheim aufgrund begrenzter Sportstätten nicht möglich war, klappt nun mit einem Verein aus der Nachbarstadt – das zeigt echten Sportsgeist und tolle Kooperationsbereitschaft. Der Fußballstandort Brauweiler platzt aus allen Nähten und benötigt dringend einen zweiten ganzjährig nutzbaren Platz. Das Angebot unseres Vereins findet großartigen Anklang – mehr als 800 Mitglieder und 40 Mannschaften sind der beste Beweis dafür. Wir stemmen das alles im Ehrenamt und bringen uns auch gerne und mit viel Leidenschaft ein. Allerdings kommen wir nun an Kapazitätsgrenzen. Wir danken dem Sportamt der Stadt Pulheim, dass es uns geholfen hat, eine solche Lösung auch über die Stadtgrenzen hinaus zu finden. Das zeigt, dass Sportämter verschiedener Städte zusammenarbeiten können. Mittelfristig wünschen wir uns natürlich eine echte Lösung in Form eines weiteren Kunstrasen in Brauweiler – zumindest in Form eines Spielfeldes für junge Jahrgänge.“ Hintergrund: Durch den Umbau des ehemaligen Aschenplatzes an der Bernhardstraße zu einer Flüchtlingsunterkunft ist in Brauweiler eine weitere Trainingsfläche weggefallen – ein Verlust, der bei allem Verständnis bis heute aus sportlicher Sicht schmerzt.
Ein wichtiger Grundsatz bei Grün-Weiß Brauweiler ist es, jedem Kind, das Fußball spielen möchte, auch einen Platz anbieten zu können. Dieser Grundsatz gehört seit Jahrzehnten zur DNA unseres Vereins. Während viele Vereine vor Mitgliederzuströmen kapitulieren müssen, versuchen wir weiterhin alles, diesen uns wichtigen Grundsatz aufrechtzuerhalten. Das ist kein Selbstzweck, sondern ein Versprechen an die Familien in Brauweiler und Umgebung, die ihre Kinder zum Sport, in unserem Fall zum Fußball bringen möchten - eine aus unserer Sicht wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Wie lange wir als Verein tatsächlich noch an diesem Grundsatz festhalten können, ist nicht zuletzt auch eine Frage der Infrastruktur.
„Unsere Hilfe kommt von Herzen“
In Fliesteden war indes sofort klar, dass geholfen werden muss. Michael Dominiak, Vorsitzender des SC Fliesteden, erklärt: „Wir kennen die Kollegen aus Brauweiler aus zahlreichen Spielen. Der Kontakt war dort immer sportlich und freundschaftlich. Als GWB nun auf uns zukam, war uns sofort klar, dass wir helfen müssen. Sport ist gerade für Jugendliche sehr wichtig – heute mehr denn je. Deshalb freuen wir uns, dass wir dazu beitragen können, dass in Brauweiler kein Kind abgewiesen werden muss, nur weil Plätze fehlen. Unsere Hilfe kommt von Herzen, aber sie kann natürlich auch keine alljährliche Dauerlösung sein, denn auch unser Verein wächst stetig. Fußball bringt Menschen jeden Alters und aus jeder Herkunft zusammen, gerade deswegen ist er auf die Hilfe öffentlicher Institutionen angewiesen, in Fliesteden genauso wie in Brauweiler und überall wo der Ball rollt. Auch deshalb haben wir uns gefreut, dass die Stadtverwaltung Bergheim die Initiative beider Vereine so unbürokratisch unterstützt hat.“
Zusammenhalt über Stadtgrenzen hinweg: ein starkes Zeichen – aber kein Dauerzustand
Auch wenn die Kooperation mit dem SC Fliesteden eine große Hilfe ist, bleibt der strukturelle Handlungsbedarf bestehen. Schon im letzten Winter musste GWB Trainingszeiten in Soccerhallen auf eigene Kosten buchen – unterstützt vom Förderverein, unseren Mitgliedern über deren Beiträge und unseren Sponsoren. Auch jetzt fließt eine Nutzungsgebühr nach Fliesteden, wo natürlich zusätzlicher Aufwand entsteht. Wir hoffen daher, dass die Stadt Pulheim sich an den Kosten beteiligt und mittelfristig eine echte Lösung auf den Weg bringt. Denn was unsere Ehrenamtlichen, Trainer*innen und Kinder Woche für Woche leisten, verdient nicht nur Respekt – sondern auch entsprechende Rahmenbedingungen. Die Kooperation zwischen Grün-Weiß Brauweiler und dem SC Fliesteden zeigt trotzdem eindrucksvoll, was möglich ist, wenn man gemeinsam anpackt. Über Stadtgrenzen hinweg, mit Herz, Pragmatismus und echtem Teamgeist."
Danke an unsere Freunde aus Fliesteden, an die Sportämter für deren Hilfe – und an alle, die dazu beitragen, dass der Ball in Brauweiler weiterrollt, selbst wenn’s draußen frostig wird.